Rund um den Schlossberg (8)
Teil 8: Der Baubeginn (Teil 2)

von Carlo Sansone
Eine größere Unternehmung muss es auch gewesen sein, die ungefähr hundert Familien bzw. anfänglichen 500 Bürger hier zu versammeln, die ja die Stadt erbauen sollten. Wie wir schon gehört haben, wurde den Bürgern Steuerfreiheit versprochen, solange sie an der Ringmauer bauten.
In Anbetracht der Tatsache, dass damals das Volk, abgesehen von der Adelsschicht, sich hauptsächlich aus Leibeigenen rekrutierte, die die Obrigkeit sogar um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie heiraten wollten (eine Form der demographischen Steuerung zum Zweck der Erhaltung der Versorgungs- und Besitzstrukturen), werden es vermutlich in der Hauptsache jüngere Geschwister, oder auch ältere, nicht mehr so leistungsstarke Alte gewesen sein, die die erste Bevölkerungsgeneration stellten.
Älteste Namen von Bürgern
Die ältesten erhaltenen Namen von Bewohnern sind jene fünfzehn, schon früher Erwähnten, welche 1305 auf Geheiß Bischof Johann Sax‘ die Ringmauer fertigstellen sollten: Bertold Höngler, Ullin Kramer, Dietmar Gleir, Heinrich Zomph, Ruobl von Altenstegen, Ulrich Lang, Jäkl Zanner, Bertold Haidacher, Bertold Schneider, Albrecht Florentzer, Jakob Salztibel, Erhard Hölemoser, Jäkl Rändlin, Ulrich Rosmann, Bertold Buxer. Um welchen Teil der Ringmauer es sich dabei handelte, wissen wir nicht.
Älteste bildliche Darstellung Brunecks
In diesem Zusammenhang ist es interessant zu bemerken, dass, nach Meinrad Pizzinini, dem „Entdecker“ des Bildes und des Zusammenhanges, die älteste bekannte, bildliche Darstellung Brunecks, sich auf jenem Bild des Magdalenen-Seitenaltars in der Pfarrkirche zum hl. Korbinian von Assling, befindet, wo man zwischen Arm und behaarten Beinen der hl. Magdalena das Schlipftor (später Florianitor), einen Teil der nördl. Ringmauer und die Burg sieht (verm. Friederich Pacher-Schule, 1498). Allerdings ist die Stadtmauer, vor allem auf der Unterstadtseite, stark verkürzt. Man sieht im Bild auch den hölzernen Wasserrunst, der das Wasser der Rienz ungefähr auf der Höhe des heutigen neuen Friedhofs ableitete, damit es die nötige Höhe hatte und bis zum Schlipftor führte, wo es sich dann in den (Wasser-)Graben ergoss. Der Graben war ca. 4m tief und knapp 10m breit und hatte keine offene Verbindung mit der Rienz. Während der Renovierungsarbeiten am Haus zur Porth, dem Gebäude östlich anschließend an die Bäckerei Frisch-Lechner, hat Prof. Stemberger in den 1970er Jahren einen Torbogen gesehen (aber leider kein Foto gemacht). Der Name und die Sichtung ergeben den Schluss, dass sich hier ursprünglich ein Stadttor befand.
©CarloSansone
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