Teil 6: Erzbischof Bruno von Kirchberg (1250-1288)

© Diözesanmuseum Brixen. Eine Phantasiedarstellung Bischof Brunos. Die lateinische Inschrift besagt: Bruno Graf von Kirchperg regierte 39 Jahre, hat Bruneggy erbaut.

Von Carlo Sansone

Bruno von Kirchberg stammt aus dem Grafengeschlecht der Kirchberg, heute Kirchberg an der Iller, 3 Km südlich von Ulm, wo das Geschlecht im Ortsteil Unterkirchberg auf einem Hügel am Fluss seine Stammburg hatte. Durch Hangrutschungen ist die Burg leider in die Iller gestürzt und existiert heute nicht mehr. Der Name „Bruneck“ setzt sich zusammen aus Bruno-Eck, was man aus dem Mittelhochdeutschen als „Die Festung des Bruno“ übersetzen kann.

Am 26.Oktober 1256 wird das erste Dokument von Bruno, als mit „aput Bruneke“, also „bei, in“ Bruneck erstellt, bezeichnet. Dies bedeutet natürlich, dass der Fürstbischof hier zum Residieren einen Ort hatte, vermutlich zumindest einen Teil des „Schlosses“, das schon irgendwann vorher hatte erbaut werden müssen. Deshalb wird heute allgemein angenommen, dass die Stadt Bruneck, im erweiterten Sinn, mit Antritt Bischof Brunos gegründet wird, worauf eben auch der Name deutet. Alternativ wird von einigen Historikern auch 1252 für den Baubeginn ins Auge gefasst, das Jahr, in dem Graf Albert von Tirol in Kärnten gefangen war und so dem Bauvorhaben keine Prügel in den Weg legen konnte. Für die Jubiläumsfeiern hat es sich allerdings inzwischen eingebürgert, dass sie, ausgehend von jener ersten hier gefertigten Urkunde abgehalten werden, man hat also, soweit ich weiß, 1956 begonnen und ist dann 2006 damit fortgefahren. In besagter obiger Urkunde überträgt Bruno, als Inhaber der Grafschaft Inntal, dem Stift Wilten die Pfarre Ampass.

Aus den weiteren in den Dokumenten verwendeten lateinischen Bezeichnungen lassen sich auch die parallelen Entwicklungsstadien des Stadtbaus eruieren. 1266 wird der „cives Geroldus“ genannt – der „Marktbürger“ Gerold, woraus sich ableiten lässt, dass mit dem Bau der Burg auch schon ein befestigter Markt mit Bürgerrecht entstanden ist.

1298, eine Generation später, wird Bruneck dann auch tatsächlich „oppidum“, befestigter Marktplatz, genannt. Zumindest ein Teil der Ringmauer ist also schon vorhanden. 1305 erlässt Fürstbischof Johannes Sachs 15 namentlich genannten Bürgern auf zehn Jahre die Steuern, damit sie in den folgenden vier Jahren den, der Breite ihrer Häuser entsprechenden, Teil der Ringmauer fertig bauen.

Immerhin erst 1333 wird Bruneck dann „stat“ genannt. Leider haben zuerst Professor Paul Winkler, als auch meine Wenigkeit als Vertreter des Vereins für Kultur- und Heimatpflege, des Öfteren bei den verschiedenen Bürgermeistern unserer Stadt vorgesprochen, um zu erbitten, dass zumindest eine der wichtigeren Straßen hier, zu Ehren unseres Gründerbischofs benannt werde: welche Straße würde sich besser eignen, als die „namenlose“ Stadtgasse? Leider vergebens!

Unser Autor in Kirchberg, anlässlich der 750-Jahr-Feier Brunecks

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