Rund um den Schlossberg (4)
Teil 4 Geopolitische Weichenstellungen, Teil 1

von Carlo Sansone
Hier müssen wir kurz etwas über unseren Stadthorizont ausgreifen. Man darf vermuten, dass viele Bewohner des mittelalterlichen Noricum Mediterraneum, also des heutigen Mittel- und Unterkärntens, vor der Slawen-„Invasion“ wohl ab dem Ende des 6. Bis ins 8./9. Jh. nach Westen flüchten, wobei ihr Name auch auf das Eisacktal übergeht, das zu dieser Zeit Nuri(ch)tal genannt wird.
Nun kommt eine Generation einer hochadeligen Familie ins Rampenlicht der Geschichte: die Grafen von Lurn (Lurnfeld in Oberkärnten) und Pustrissa/Pustertal, aus denen später das Geschlecht der Görzer Grafen hervorgehen wird. Dreißig Jahre nach Erwerb des Meierhofes Ragen durch seinen Vorgänger Albuin, wird Bischof Hartwig von Brixen (1022-1039), Bruder des uns schon bekannten Volkhold, von Kaiser Konrad II. 1027 die Grafschaft im Eisack- (/Nuri) und Inntal übertragen. Das Diplom Kaiser Konrads wird in „Stegon“ verfasst, mit welchem althochdeutsch-bajuwarischen Wort wahrscheinlich damals das Gebiet der Urpfarre von St.Lorenzen bezeichnet wird, zu dem ja auch Ragen noch gehört (und damit die Pfarre Bruneck bis 1610), sowie die Kirche St.Georgen. So könnte dieser wichtige juristische Akt am alten Gerichtsplatz bzw. Ölstein „Altthing“ (heute vor der St.Georgener Kirche) stattgefunden haben.
Mit „Stegen“ waren die Brücken über Gader, Rienz und Ahr gemeint. Der Name St.Lorenzen taucht dann erstmals um 1205 (Kühebacher) als „de sancto Laurentio“, als Beiname des Dorfes des hl. Lorenz auf. Als dann die Grenzen der Gemeinde Alt-Stegen/St.Lorenzen, zu dem das heutige Dorf Stegen, genauso wie Ragen, gehörte, mit der Gründung der Stadt Bruneck neu definiert wurden, blieb der Name Stegon am nordwestlichen Teil der früheren Jurisdiktion erhalten.
Im gleichen Jahr übergibt Hartwig seinem anderen Bruder Engelbert die Stiftsvogtei über die beiden Grafschaften.
Weitere zwölf Jahre vergehen seit der Einsetzung Hartwigs zum Grafen. 1039 stiftet Volkhold, wie bekannt, das Benediktinerinnenkloster in der Suanapurc, dem bisherigen Sitz der Grafschaft Pustertal und stattet es mit beträchtlichem Besitz in der Umgebung, südlich der Rienz, in Enneberg und im Gadertal. Als erste Äbtissin setzt er seine Schwester Wichburg ein und unterstellt das nunmehrige Kloster der Schutzvogtei seines Neffen, des Bischofs Ulrich II. von Trient (1022-1055), aus dem Hause der Grafen von Flavon.
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