Rund um den Schlossberg (2)
Teil 2 Ragen - Sprachliche Besonderheiten

Ein Beitrag von Carlo Sansone
Im heutigen Sprachgebrauch der Brunecker verwendet man „Ragen“ nur noch in der Form Oberragen und meint damit das, was man auch synonym als „die Oberstadt“ benennt, also den Bereich östlich des Ragentors bis zur Pfarrkirche. Man kann es also auch so sehen, dass man mit dem Ragentor die Stadtgasse verlässt und eintritt in Oberragen. Früher hörte man auch noch öfters den Begriff Unterragen, womit man die Unterstadt, bzw. Stadtgasse meinte. Die Bezeichnung Unterragen scheint aber in den letzten Jahrzehnten gänzlich abgekommen zu sein. In der Tat setzt der Name Oberragen auch ein Unterragen voraus, sodass anzunehmen ist, dass das ursprüngliche „Ragen“ des Tauschhandels des Säbener Bischofs Albuin mit Frau Suanahilt eben die ganze Terrasse nördlich des Wart-/Schlossberges umfasste, auf der dann die Stadt erbaut wird. Der germanisierte Name Rag-ouwe, ouwe steht für althochdeutsch Aue, suggeriert eine liebliche Flusslandschaft, mit Erlen bestanden, eben eine Aue, wie sie beim Rienzverlauf westlich von Welsberg noch schön erhalten ist. Außerragen, das dritte Viertel, liegt demgegenüber eben außerhalb des als Ragen bezeichneten Bereich. Wenn man heute sagt: „Ich gehe in die Stadt“, meint man, ich gehe in die Stadtgasse/auf den Graben.
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